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Medikamente und andere Behandlungen

Aufgrund der Vielfalt von Long Covid kann ich hier nicht auf alle in Frage kommenden Behandlungen eingehen. Doch einige seien hier genannt.

Einschränkungen der Atemfunktion

(z.B. zu enge Atemwege, sog. Obstruktion) sind von pulmologischer Seite zu behandeln, z.B. mit Inhaliersprays zur Erweiterung der Atemwege oder Reduktion schädlicher Entzündungen. Therapeutisch spielt Atemtraining eine wichtige Rolle. Eine vielversprechende Variante ist das gezielte Training der inspiratorischen Muskeln (inspiratorisches Muskeltraining – IMT). Die hyperbare Sauerstofftherapie hat sich in neuesten und qualitativ sehr guten Studien als vielversprechender Behandlungsansatz gezeigt. Aufgrund des Aufwandes und der Verfügbarkeit wird sie vorerst nur in schwereren Fällen zur Anwendung kommen können.

Herz-Kreislauf Probleme

neben dem oben genannten Pacing kommen Medikamente zur Verlangsamung eines zu schnellen Herzschlags (z.B. Betablocker) zur Anwendung. Häufig besteht ein sogenanntes posturales orthostatisches Tachykardiesyndrom (POTS), bei dem es zu einem deutlichen Anstieg der Herzfrequenz kommt. Teilweise findet sich auch eine sogenannte orthostatische Hypotension, wo der Blutdruck im Stehen deutlich abfällt. Neben besonders schonendem Training können eine gesteigerte Flüssigkeits- und Salzzufuhr oder Stützstrümpfe helfen.

Störungen des Immunsystems

können bei Long Covid vielfältige Symptome verursachen. Bei Vorliegen eines Mastzellenaktivierungssyndrom werden unter anderem Antihistaminika sowie eine spezielle Diät eingesetzt. Bei Vorliegen von Autoimmunphänomenen (der Körper bildet Antikörper gegen körpereigenes Gewebe) kommt eine Immunglobulintherapie, Blutwäsche (Immunapherese) oder immununterdrückende Behandlung in Frage. Das sind jedoch eingreifende Therapieverfahren, die nur in dafür ausgerüsteten Zentren bzw. Kliniken erfolgen sollten. Da der Einsatz dieser Behandlungen bei Long Covid noch keineswegs als gesichert gelten kann, ist eine besonders sorgfältige Aufklärung, Indikation und Dokumentation (wenn möglich im Rahmen einer klinischen Studie) wichtig.

Neurologische und neuropsychologische Störungen

im Fall von vermindertem Antrieb, Müdigkeit, depressiven Symptomen oder auch beim sogenannten Gehirnnebel ist der Einsatz von Psychopharmaka individuell abzuwägen. Antidepressiva und Medikamente zur Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit oder Wachheit kommen hier zum Einsatz. Besonders interessant sind bestimmte Antidepressiva aus der Gruppe der Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (z.B. Fluvoxamin), die offenbar auch den Verlauf einer Covid-19 Infektion deutlich verbessern können.

Wie beschrieben, können bestehende Beschwerden in manchen Fällen auch vorwiegend psychosomatische bzw. psychische Ursachen haben. Hier sind eine entsprechende Behandlung und Unterstützung (Psychotherapie, Coaching, Verhaltenstherapie) einzubeziehen.

Muskuläre Probleme

werden in manchen Fällen möglicherweise durch Störungen der Mitochondrien („Kraftwerke der Zelle“) ausgelöst. In solchen Fällen können Medikamente zur Förderung des mitochondrialen Stoffwechsels eingesetzt werden (z.B. Coenzym Q10).

Mikrobiom des Darmes

Auch das Mikrobiom des Darmes kann bei Long Covid verändert sein, mit Folgewirkungen auf Immunsystem und Psyche. Der Nutzen von Probiotika und Präparaten zum Aufbau des Mikrobioms ist noch nicht eindeutig erwiesen, deren Einsatz scheint jedoch in Abwesenheit wesentlicher Nebenwirkungen gerechtfertigt.


Wenn Sie Fragen zu Beschwerden oder Behandlungsansätzen haben, die hier nicht genannt sind, kontaktieren Sie mich gerne unter [email protected] bzw. 01-90 89 901